CHADIMA Mikoláš – geb. 9.September 1952. in Cheb. (lebt seit seinem 5. Lebensjahr in Prag).
STUDIUM
Fachmittelschule des Volkseigenen graphischen Betriebs Svoboda/Offsetdrucker
1968-1972.
Mittelschule fur Berufstatige an der Fachmittelschule des VEB Svoboda/Abitur
1968-1974.
Volkskunstschule Praha-Čakovice/Saxophon
1972-1974.
Spielerische Jazz-Schule. Kurse von Karel Velebny und Rudolf Tichacek
1974-1978.
BERUFSLAUFBAHN
Beschaftigungsverhaltnisse: Volkseigener graphischer Betrieb Svoboda
1968-1974, Drucker.
VEB Geodasie 1975-1977, Arbeiter.
Tschechoslowakische Post 1977, Postzusteller.
Nationales Technikmuseum 1977,
Sachbearbeiter der polygraphischen Abt. Militarische
Bauten - Metro 1977-1978, Arbeiter.
Nationales Technikmuseum 1979-1988, Drucker und Graphiker.
Nationales Technikmuseum 1988-1989, Sachbearbeiter der polygraphischen Abt.
Komponist und Musiker 1990 bis heute.
GESELLSCHAFTLICHE AKTIVITATEN
Aktivist der Jazz-Sektion 1978-1989.
Unterzeichnung der Charta 77 im Jahr 1979.
Komitee zum Schutz von Fr. Starek 1988.
Grundungsmitglied des Verbandes der Autoren und lnterpreten (SAl),
1989 bis heute. Mitglied der Unijazz, 1992 bis heute.
Mitglied des Verwaltungsrats der Stiftung Tschechischer Musikfonds 2000-2005.
Ordentliches Mitglied des OSA und lNTERGRAM, 1990 bis heute.
LEBENSUMSTANDE
1969 Strafrechtliche Verfolgung ~ "Ausschreitung". Beleidigung des Staatsoberhaupts, des Oberhaupts eines befreundeten Staates" (Proteste zum 1. Jahrestag der Okkupation der Tschechoslawakei.) 1979 Strafrechtliche Verfolgung ~ "Ausschreitung". (Gebrauch des "vulgaren" Wortes "ScheiJSe" auf der Buhne.
1979 Unterzeichnung der Charta 77
1990 Beginn der Karriere als Berufsmusiker.
2003 Geburt einer Tochter.
AUSZEICHNUNGEN, PREISE
1981
"Band des Jahres" fur Extempore. Umfrage "All Stars Band" der Zeitschrift "Jazz-Bulletin der zeitgenossischen Musik".
1991
"Album des Jahres", Preis der Stiftung Tschechischer Musikfonds fur das Album
"MCR BAND - Es reut mich f..."
1998
"Gelbes Motorrad" - kunstlerisch gelungenster Titel des Jahres.
Preis des Musikverlags Black Point fur das Album "Chadima & Fajt - Durchsichtige Menschen".
2003
Nominierung des Albums "MCR Band - 20er Jahre live" fur den Genrepreis Engel
(tschechischer "Grammy") in der Kategarie alternative Musik.
WERK
Musikalisch: www.mchband.Cz (Diskographie) + Exodus. Premiere des Agon-Orchesters,
Raus Zur Steinernen Glocke. Prag 20.4.1993.
Film- und Theatermusik: Krankenschwestern/Nurses. Majka Sandova. Film der FAMU 1980.
Shapira. Regie Lubos Pistorius. Theaterinszenierung des E.F.Burian-Theaters. Prag 1990.
Erzahlung vom Tod. Regie Maria Prochazkova. Film der FAMU 1995.
Clip:
Der Schwatz. Regie Zdenek Suchy. Tschechisches Fernsehen 1993.
Ein alter Sanger singt. Regie Maria Prochazkova. MCH 1998.
Die Sterne singen. Regie Maria Prochazkova. MCH 1999.
Literarisch:
"Extempore - Schwarzbuch". Samizdat Ausgabe. Eigenverlag 1980.
"Von der Weiterbildung zur Neuen Welle mit altern Inhalt."
I. Samizdat-Ausgabe - Eigenverlag 1985.
"Alternative" (Von der Weiterbildung zur Neuen Welle mit altern Inhalt).
II. Aufl. Host-Brno 1993.
Feuilletons fur den Salon, literarische Beilage der Tageszeitung Pravo.
1997 bis heute. Beitrage fur verschiedene Sammelbande.
1979 bis heute. Vereinzelte Texte fur den Gebrauch der Band. 1974 bis heute.
FERNSEHEN
„Koncert pro Chartu 77 - Konzert fur die Charta 77“.
Tschechisches Fernsehen Prag 1990.
„Kanafas“. Tschechisches Fernsehen Prag 1994.
„Big Beat“ (28, 29, 41). Tschechisches Fernsehen Prag 1995/96.
„MCH Band Na Chmelnici - MCh Band in klub Auf dem Hopfenfeld“.
Tschechisches Fernsehen Prag 1998.
„Mezi porudy (Zwischen den Stromungen) – Crescendo“.
Tschechisches Fernsehen Brünn 2002.
„Ladi, neladi (Es stimmt, Es stimmt nicht).
MCH BAND in klub Fabric. Tschechischer Fernsehen Ostrava 2006
„Noc s Andělem“ (Die Nacht mit Engel) Tschechisches Fernsehen Prag 1999.
BIBLIOGRAPHIE
Melodie, Jazz-Bulletin der zeitgenossischen Musik, Vokno, Gramorevue, Rock&Pop, Uni, HIS und weitere Musikperiodika. 1976 bis heute.
"Encyklopedie Jazzu a moderní populární hudby - Enzyklopadie des Jazz und der modernen Popmusik", Matzner, Polednak, Wasserberger und Kol. EDITIO SUPRAPHON - Prag 1990.
"Vyjímečné stavy - Ausnahmezustande", Karel Srp. PRAGMA - Prag 1994.
"Jazzová sekce v čase i nečase - Jazz-Sektion in guten und in schlechten Zeiten", Vladimir Kouril. TORST - Prag 1999.
"Sametoví filozofové - Samtene Philosophen", Barbara Dey. DOPLNEK - Brünn 1999.
"Alternativní kultura-Příběh československé společnosti - Alternative Kultur-Geschichte der tschechischen Gesellschaft 1945-1989", Autorenteam. NLN, s.r.o. - Prag 2001.
"Svět jiné hudby - Die Welt einer anderen Musik", Zdenek K. Slaby und Petr Slaby. VOLVOX GLOBATOR 2002. Prag.
„Akce jazz“ (Aktion Jazz) Oldřich Tomek. Sammelbücher Securitas Imperii 10. ÚDZK - Die Behörde für Dokumentation und Untersuchung der Verbrechen des Kommunismus.
Praha 2003.
MCH STORY
Mikoláš Chadima, Gründer der Gruppe MCH BAND – ein nonkonformer Musiker, Komponist, Textschreiber, Publizist, einer der "Väter" der tschechischen alternativen Szene. In das breitere Bewusstsein der Öffentlichkeit kam er in der zweiten Hälfte der 70. Jahre mit Auftritten auf den Prager Jazztagen als Mitglied der Bands Elektrobus und The Rock & Jokes Extempore Band von J.J. Neduha. Während Neduha's Verfahren zur legalen Emigration übernahm er die Band Extempore und war von 1979 bis September 1981 ihr Leader. Außerdem trat er in dem "Improvising"-Ensemble mit Kultstatus Kilhets und der Revival-Band Old Teenagers, später Classic Rock And Roll Band, auf.
Chadima erreichte den Gipfel seiner Popularität 1981. Die Umfrage "All Stars Band 1980/81" der von der Jazzsektion herausgegebenen Zeitschrift Jazz Bulletin Nr. 27/28 gewann Extempore mit großem Vorsprung vor Etc..., Pražský výběr und Modrý efekt. In der Umfrage zur Persönlichkeit des Jahres nahm Chadima die zweite Stelle hinter V. Mišík ein. Nach acht Jahren wurde ihm sein Reisepass zurückgegeben und so konnte er seine Arbeit auch im Ausland vorstellen. Am 1. März 1981 trat er mit seinen Stücken im Londoner Klub Three Steps in Begleitung von Mitgliedern der Bands This Heat, The Work, Henry Cow und Art Bears auf. Im Juli des gleichen Jahres gab Extempore drei Konzerte in Ungarn als Gast der damaligen ungarischen Band No. 1 Hobbo Blues Band. Nach der Rückkehr aus Ungarn wurde Chadimas Pass allerdings wieder beschlagnahmt. Weitere Angebote für Auftritte im Ausland – ob im "westlichem" oder "östlichen" – wurden für acht lange Jahre gegenstandslos.
Im September 1981 löste Chadima Extempore auf und gründete die MCH Band. Im Sommer wurde aber seine Unterschrift auf der Charta 77 veröffentlicht und im neuen Jahr wurden die Repression gegen ihn intensiviert. Im Verlauf von nicht einmal zwei Jahren wurde ihm legale Konzerttätigkeit völlig unmöglich gemacht. Chadima verschwand langsam aus dem Bewusstsein der breiteren Öffentlichkeit. Er trat zwar weiter im Untergrund auf, aber die Band musste zwecks Geheimhaltung ständig den Namen wechseln. MCH Band gab es also nur auf Musikkassetten, auf denen Chadima unter dem Label Fist Records im Samisdat (Eigenverlag im Untergrund) nicht nur seine, sondern auch die Musik von befreundeten Bands herausgab.
1983 begann seine Zusammenarbeit mit dem Dichter Ivan Wernisch, die bis heute andauert.
Auf legale Bühnen kehrte die MCH Band im Januar 1989 mit dem überaus erfolgreichen Auftritt in der Sporthalle im Prager Stadtteil Holešovice bei der Veranstaltung “Konzert für Armenien" zurück. Nach neun langen Jahren ein legales Konzert in Prag! Direkt am Ort wurde Chadima die Zusammenarbeit mit der damals noch staatlichen Agentur für professionelle Musiker angeboten und die MCH Band nahm mit gewissen Einschränkungen wieder legale Auftritte auf. Chadima wurde nach Jahren wieder einmal der Reisepass zurückgegeben. Dank dessen konnte die MCH Band am 5. November ein Konzert auf dem legendären Festival Solidarnoszi Czeskoslow.-Polskiej in Breslau geben. Nach dem Machtwechsel spielte Chadima mit der MCH Band im Dezember 1989 das erste Mal auch im "Westen" auf dem Festival "Permutant 89" im dänischen Kopenhagen.
1990 hat sich Chadima selbstständig gemacht und wurde professioneller Komponist und Musiker. Er bereitete Archivaufnahmen zur Veröffentlichung vor und genoss mit der Band die nachrevolutionäre Euphorie. Auch nach deren Abklingen machte er mit seinen Aktivitäten nicht Schluss. Er schreibt weiter Musik, gibt seine Aufnahmen heraus und gibt Konzerte im In- und Ausland.
Neben der MCH Band arbeitete Chadima nach der Revolution mit vielen anderen Musikern zusammen. Unter anderem mit Peter Binder, Chris Cutler, Aleš Charvát, Pavel Fajt, Fred Frith, Fred Gulliani, Marc Sens… Zur Zeit tritt er au_erhalb seiner Band im tschecho-slowakischen Kunstprojekt XAFOO mit Julius Fujak, mit “Trip Dub Thcore” Gruppe Dekadent Fabrik und mit Pavel Richter auf.
MCH BAND 2010
Mikoláš Chadima – Sax., Gitarre, Gesang, Loops
Jiří Janďourek – Tasten, Gesang
Jan Chaluš – Schlagzeug, Gesang
Ivan Bierhanzel – Bass Gitarre, Kontrabass
Jan Jirucha – Posaune
Petr Ferenc – DJ
... review
But new wave/punk influences checked
their more introverted moments and their latest set - based on a song cycle
called „ 15 Dreams Of The City
Inhabitant“ is an exhilarating fusion
of tense thrashes, chants and sweet, controlled moments.
The songs, according
to an English speaking colleague of the band, are grotesque ... full of black
humour, absurdity, blasphemy, anarchy and ... cryptograms“.
(Chris Bohn - „Biba Kopf“, NME 1Oth January 1981)
„This
a cassette sent by „MK“, of Czech performer Startka(Name of MCH BAND in
concert in Ostrov, 1984) in
two live gig situation. No other information is on the tape; I am not certain
if it is actually a „release“ or not.The music sounds on Live at
Ostrov like Startka on echoing voices and possibly with a female voice,
and
electric guitar, amids what sounds like a general rustle of voices (of the
audience?). Psychologically violent, quasi-operatic sense of drama; a dark and
uncompromised performance of a beautiful intensiv which entertains no sort of
self-indulgence, despite its deliberate, aggressively bleak pacing. Startka and
co. are putting themselves out on the line here, and it sounds like it“.
(Terry Fugate, Jim
Willet&Myro Keel - Tape and Record Rewiews, The Improvisor. Vol.III Autumn
`87, Alabama- USA)
MCH
BAND : „Jsme Zdravi A dari Se Nam Dobre“ and „Krokodlak“. The first title translates to „we are well and we feel fine“, no doubt to reassure the outside world that thea`re still in bussines. This band is a contunuation of Extempore a fine experimental band of the `7Os. Improvisation in Czechoslovakia is no smell feat. This is a live recording from 1983; the music is similar to Henry Cow/Faust/Yochko Seffer. MCH ist outspoken; even if the tongue if foreign; the emotion isn`t. Very powerful stuff. „Krokodlak“ is a studio tape of sorts. Very intricate and exciting music; this is one of the best things I`ve
heard all year. Recorded very much on the sly, yet surprisingly good quality.
(Jeff Jobson, Option , USA, 1988)
MCH
BAND: „Es reut mich f...“The
most famous progressive rock band from
Eastern Europe is undoubtedly Czechoslovakia`s Plastic People Of The Universe.
But in the many years since their classic debut LP, Egon Bondy`s Lonely
Hearts Club Band , they `ve gotten
sorta dull. The recent release by their current incarnation, Pulnoc, should
prove my point. Those bugged by distressingly prosaic sound of these former
titans are directed toward this two - record set by the MCH BAND.Es
reut has some of Zappa-descendec
arrangement - weirdness that seems so ubiquitous in eastern European avant-rock
circles, but there are lots of other textural subtleties and clang here, making
it clear that the band`s alliances with members of two other bands, Art Bears
and This Heat, are not product of mere tokenism. The lyrics are Greek to me,
but the musical motion is lopsided, noisy, and prog in the best sense of the
world. This is an excellent set of sonic bluster`n`blubber that ougota have
wide appeal among the more discerning readers out there.
(Byron Coley, Spin - April `92, USA)
„Music
of MIKOLAS CHADIMA can be called Prague music. We can find in it coolness of
gothic cathedrals, richness of barogue pallaces, and tragicomic atmosphere that
is typical for Czech-German-Jude inhabitants of Prague, stigmatized by naci and
komi terror“.
(Josef Vlček 1991, from MCH BAND` s
sleevnote)
MCH
BAND: „Gib Acht!“„After their first
1O years of existence, the MCH BAND,
a Czech alternative rock legend, has
realased an album that deserves to be ranked among the best Czech discs of the
199Os (So far). Gib Acht! (Watch Out!) follows the band`s Es Reut Mich F... as the next link in their experimental chain of Germans-language tunes....“
(Jan Sliva, Prognosis,
September 3-16, 1993, Prague)